A New Repertoire in an Old Chess Opening
238 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2011.
ISBN-13: 9799056913724
Breite: 17,0 cm
Höhe: 23,5 cm
Gewicht: 0,460 kg
Haupttitel: "The Four Knights Game“, Zusatz rechts
oben: "Extra: The Belgrade Gambit“. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht,
aber ich war erstaunt. Warum sollte das Belgrader Gambit (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6
3.Sc3 Sf6 4.d4 exd4 5.Sd5) ein Extra sein? Es gehört doch ohnehin zum
Vierspringerspiel!? Auf die Lösung stößt man erst in der Einleitung bzw. im
Inhaltsverzeichnis. Behandelt wird nämlich nur das spanische Vierspringerspiel
(1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sf6 und jetzt 4.Lb5). Nicht besprochen wird dagegen
das Glek-System (4.g3) und das schottische Vierspringerspiel (4.d4 exd4
5.Sxd4). Dazu kommt noch das Dreispringerspiel und eben das Belgrader Gambit.
Selbstverständlich kann man im Titel eines
Eröffnungsbuchs nicht (immer) die gesamte Beschreibung des Inhalts
unterbringen, aber manchmal geht es auch etwas klarer. Hier hätte ich mir eher
den Titel "The Spanish Four Knights“ und als Zusatz "Extra: The Three
Knights“ gewünscht, denn das Dreispringerspiel ist tatsächlich ein Bonus. Zwar
erwartet man ihn fast schon in einem Buch über das Vierspringerspiel, aber
streng genommen kann ein Autor dieses angrenzende Thema auch weglassen. Ach ja,
das Belgrader Gambit?! Was hat das überhaupt in dem Buch zu suchen? Ehrlich
gesagt: keine Ahnung ... bzw. eigentlich doch: Ich glaube, Autor Andrey
Obodchuk hatte einfach Lust darauf!
Überhaupt ist das ganze Buch irgendwie nach dem Prinzip
"Lust und Laune“ geschrieben. Ich meine das gar nicht negativ. Wenn jemand
von einer Sache Ahnung hat - und die hat Obodchuk ganz sicher - und sich mit
Begeisterung kopfüber hineinstürzt, dann kommt auch meistens etwas Gutes dabei
heraus! So ist das auch hier. Gut, die Methodik hat etwas darunter gelitten,
aber was soll's? Im Nachwort schreibt Obodchuk mit entwaffnender Offenheit,
dass er am Anfang nur für seine Schüler ein kleines Heftchen zum
Vierspringerspiel zusammenstellen wollte und dass er dann später irgendwann ein
Schachmagazin mit der faszinierenden Partie Sutovsky-Naiditsch (Wijk aan Zee
2010) in die Hände bekam. Daraufhin begann er, diese Partie zu analysieren, und
statt zu einem Ergebnis zu kommen, analysierte er immer weiter und weiter ...
Am Ende "bastelte“ er aus diesen Elementen dieses Buch. Auf der einen
Seite erhielt diese Partie und die dort gespielte Variante letztlich viel mehr
Platz, als ihr aus eröffnungstheoretischer Sicht eigentlich zukommen sollte,
aber auf der anderen Seite sind Obodchuks Analysen begeisternd und für den
Leser auf jeden Fall lohnend und bereichernd.
Und wie sieht es jetzt mit dem theoretischen Wert des
Vierspringerspiels aus? Kämpft man hier ernsthaft um Eröffnungsvorteil? Auch
darauf hat Obodchuk mit seiner angenehm direkten Art eine Antwort: "Nein,
natürlich nicht. Aber es garantiert Abenteuer und Adrenalinkicks, vor allem,
wenn beide Seiten eine scharfe Auseinandersetzung anstreben.“ Auf das Belgrader
Gambit geht der Autor in seinem Fazit nicht mehr ein - es wäre aber ohnehin
vernichtend ausgefallen.
Alles in allem ist dies ein sehr bemerkenswertes Buch mit
Stärken und Schwächen, aber wer gerne selber analysiert und ein Eröffnungswerk
nicht als vorgefertigtes Rezeptbuch betrachtet, in dem man nur nachschlagen
muss, was jetzt "richtig“ ist, der erhält von Andrey Obodchuk eine
exzellente Basis für die eigenen Bemühungen.
Mit freundlicher Genehmigung
Klaus Kögler, Kaissiber ,
Februar 2012
Das Vierspringerspiel 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sf6 wurde
bisher recht stiefmütterlich in der neuesten Schachliteratur behandelt. IM
Obodchuk hat sich nun mit seinem Buch diesem Thema angenommen und
herausgekommen ist "The Four Knights Game" aus dem Hause New in
Chess. Behandelt werden die Varianten nach 4.Lb5, also dem spanischen
Vierspringerspiel, zusätzlich gibt es noch ein Extrakapitel über das Belgrader
Gambit 4.d4 cxd4 5.Sd5.
Die 7 Kapitel des Buches bringen dem geneigten Leser die
Tücken und die Freuden dieser Eröffnung näher, eine Wunderwaffe darf natürlich
niemand erwarten! Was erwartet werden kann ist eine selten gesehene Eröffnung
die noch genügend Unentdecktes in sich birgt und für Forscher und Abenteurer
ein weites Betätigungsfeld darstellt. Manchmal hätte ich mir etwas mehr
Textpassagen gewünscht in der so manches genauer erklärt und erörtert wird,
genauso wie bei vielen kommentarlosen Bewertungen von Schlussstellungen. Im
Großen und Ganzen stellt das Buch aber eine passable Arbeit über eine fast
vergessene Eröffnung dar.
Mit freundlicher Genehmigung
Martin Rieger, Oktober 2011
Das Vierspringerspiel (VSpS) gilt als solide, sehr zum
Remisausgang neigende Eröffnung. An dieser Grundeinschätzung rüttelt auch
"The Four Knights Game" des russischen IM Andrey Obodchuk nicht. In
seinem Nachwort räumt der Autor des 2011 bei New In Chess erschienenen Werkes
ein, dass die Themaeröffnung Weiß keinen Vorteil verspricht. Wenn aber beide
Spieler auf Krawall gebürstet sind, dem scharfen Kampf also nicht aus dem Wege
gehen, sieht er das VSpS als Garant für Abenteuer auf dem Brett und für Adrenalinschübe
in der Partie.
"The Four Knights Game" ist ein Repertoirebuch,
das zunächst nicht als solches geplant war. Eigentlich hatte Obodchuk nur ein
Skript für seine Schüler verfassen wollen. Der Entschluss, ein richtiges Buch
daraus zu machen, erwuchs erst aus seiner Feststellung, dass viel
zusammengekommen war.
Es ist dem Buch nicht anzumerken, dass der Autor nicht
von vornherein einem genau festgelegten Konzept gefolgt ist. Es erscheint
innerlich stimmig und aus einem Guss.
Etliche Analysen stammen aus der
"Entwicklungswerkstatt" des Autors, sie dürften deshalb für die
Öffentlichkeit noch weitgehend neu sein.
"The Four Knights Game" beinhaltet sieben
Kapitel mit den folgenden Themen:
Kap. 1: Das Dreispringerspiel
Kap. 2: Vierspringerspiel - Schwarz vermeidet die
Hauptlinie im 4. Zug
Kap. 3: Die Symmetrievariante mit 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3
Sf6 4.Lb5 Lb4
Kap. 4: Das Metger-System
Kap. 5: Das Rubinstein-System
Kap. 6: 5.Lc4 im Rubinstein-System
Kap. 7: Das Belgrader Gambit.
Das Kapitel 1 stellt den Weißspieler darauf ein, dass
sein Gegner das VSpS vermeiden kann. Hier geht Obodchuk besonders auf 1.e4 e5
2.Sf3 Sf6 3.Sc3 sowie auf 2 ... Sc6 3.Sc3 ein. Das Russische Dreispringerspiel
steht im Vordergrund der Betrachtungen. Das Metger-System in Kapitel 4 ist nach
dem Deutschen Johannes Metger benannt, der im 19. Jahrhundert das Manöver ...
De7, ... Sd8 und ... Se6 favorisierte.
Das im 5. Kapitel behandelte Rubinstein-System beginnt
mit den Initialzügen 1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.Sc3 Sc6 4.Lb5 und nun 4 ... Sd4.
Ich denke, dass "The Four Knights Game" kein
Buch für den Anfänger ist, der das VSpS in sein Repertoire aufnehmen möchte;
dies gilt für mich zumindest dann, wenn er dabei ausschließlich auf dieses Werk
zurückgreifen würde. Obodchuk setzt viel an Schachverständnis voraus, er
erklärt wenig zu Plänen und allgemeinen schachlichen Zusammenhängen. Seine
Erläuterungen sind sehr taktisch geprägt, was allerdings nicht heißt, dass er
auch die übergeordneten strategischen Aspekte außen vor lässt.
In meinen Augen ist "The Four Knights Game"
besonders für den fortgeschrittenen Spieler geeignet, der Hunger auf Varianten,
auf Neues, auf für eine Überraschung geeignete Pfade verspürt. Er dürfte mit
dem Buch einen guten Griff machen, besonders wenn ihm eine gut sortierte
Datenbank als weiteres Standbein zur Verfügung steht.
Wie ist der Wert des Werkes für den Fernschachspieler
einzuschätzen? Diese schwer zu beantwortende Frage ist untrennbar mit jener
nach der Eignung des VSpS für den Fernschacheinsatz selbst verbunden. Ich kann
natürlich keine objektiven Ansprüchen genügende Antwort geben, merke aber an,
dass es zahlreiche Eröffnungen gibt, die auch nicht mehr als das VSpS
versprechen und trotzdem oder aber auch genau deshalb gespielt werden.
Im Buch vollständig abgebildet sind zwei kommentierte
Fernpartien. Eine davon wurde in Deutschland gespielt, auf die Analysen des
Weißspielers greift der Autor verstärkt zurück.
Ein Quellenverzeichnis, ein qualifiziertes
Variantenverzeichnis, ein Partien- und ein Spielerverzeichnis schließen das
Werk ab.
Die Buchsprache ist Englisch, die Anforderungen an die
Fremdsprachkenntnisse entsprechen dem Üblichen.
Fazit: Mit der Ergänzung um die Details im Text ist
"The Four Knights Game" ein zu empfehlendes Werk.
Mit freundlicher Genehmigung
Uwe Bekemann, Deutscher Fernschachbund, Oktober 2011
A.Obodchuk:THE FOUR KNIGTS GAME
- Marke: Chess Press
- Artikelnr.: 5339
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